Skip to main content

Meuterei im Flaggschiff

von UTE GALLBRONNER

Bundestrainer Dieter Grahn entmachtet - Achter komplett umbesetzt

Revolution im deutschen Ruderverband: Riemen-Bundestrainer Dieter Grahn wurde entmachtet und der Achter komplett umbesetzt.


Die Hälfte des neuen Achters: Kristof Wilke, Andreas Penkner, Florian Mennigen und Matthias Flach. Foto: dpa  

Dortmund

Gestern Abend kurz nach 18 Uhr kamen Andreas Penkner und Jochen Urban in ihre Dortmunder WG zurück. Müde, aber ansonsten rundum glücklich. "Uns allen ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass die Offiziellen so entschieden haben", sagte Penkner. Der 25-jährige Radolfzeller, der schon 2005 Schlagmann des Deutschland-Achters war, ist zurück im Flaggschiff. Bundestrainer Dieter Grahn, mit dem Penker mehrfach aneinander geraten war, ist entmachtet. Formal bleibt er zwar zuständig für den Riemenbereich, doch den neuen Olympia-Achter, den stellt der Ulmer Christian Viedt zusammen.

Gehen mussten auch die verdienten Achter-Recken um Bernd Heidicker und Sebastian Schulte. Letzterer war völlig konsterniert und forderte den Rücktritt von Sportdirektor Michael Müller. Wenigstens einen Vergleichskampf mit der neuen, im Schnitt sechs Jahre jüngeren Crew beim Weltcup in Posen hatten sich die "Alten" gewünscht, als fairen Leistungsvergleich.

Das Trainer-Gespann um Viedt hat sich bewusst dagegen entschieden. Man setze voll auf die neue Crew und wolle sich nur noch mit der internationalen Konkurrenz messen. Hinter der lag der Deutschland-Achter zuletzt in Luzern weit zurück. Nun haben die Jungen die Chance es besser zu machen.

Nur Jochen Urban (24) und Sebastian Schmidt (23) bleiben im Boot, dazu Steuermann Peter Thiede. Hinzu kommen Matthias Flach (25), Florian Mennigen (26), Florian Eichner (22), Philipp Naruhn (25) und mit dem 23-jährigen Kristof Wilke ein zweiter Mann aus Radolfzell. Viedt setzt auf die Zweier, die bei der nationalen Rangliste am schnellsten waren. Nun gilt es die Kraft umzusetzen und gemeinsam den richtigen Rhythmus zu finden.

39 Jahre ist Viedt erst alt, hat als Trainer beim Ulmer Ruderclub Donau einige Athleten an die Spitze geführt, wie Urs Käufer und dessen Mannheimer Partner Filip Adamski, die 2006 WM-Silber im Vierer holten. Sie profitieren nun ebenfalls von der Entwicklung, denn der von Grahn als Konkurrenzboot aufgebaute Vierer um Penkner steigt komplett um. "Diese Situation ist doch nur entstanden, weil leistungsschwächere Athleten im Achter geparkt wurden", sagt Penkner, der nicht nur mit Urban in einer WG wohnt, sondern auch mit Gregor Haufe aus dem Vierer: "Das war für uns alle natürlich schwierig."

Von Viedt, in der Öffentlichkeit stets zurückhaltend, hält Penkner viel: "Er ist ein hervorragender Trainer. Er vertraut uns, wir vertrauen ihm. Das ist die richtige Basis." Er spricht damit fürs ganze Team: "Die Stimmung ist gut. Wir werden uns reinhauen." 65 Tage haben sie noch bis zu den Olympischen Spielen.

  • Geändert am .
  • Aufrufe: 3608