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Der Abschied von den Donauwellen naht - Raimund Hörmann und Urs Käufer gehen bald nach Dortmund

von UTE GALLBRONNER

Junior und Senior bei Heim-Wettkampf in einem Boot - Mathematik beschert Annika Held WM-Ersatzplatz


Zwei Männer in einem Boot: Raimund Hörmann junior ruderte mit dem Vater zum Sieg beim Donaucup. Foto: Volkmar Könneke

Auf der Donau haben sie sich einst erste Sporen verdient, inzwischen ist der Sprint-Wettkampf auf heimischem Wasser für die stärksten Ulmer Ruderer eher ein Zeitvertreib. Vor allem Urs Käufer und Annika Held haben demnächst größere Aufgaben vor sich: Sie fahren zur WM.

Während am Samstag auf der Donau gerudert wurde, war der Ulmer Trainer Christian Viedt noch auf der Autobahn. Irgendwo zwischen Berlin und Leipzig. Seit fünf Wochen ist er ständig auf Tour durch Deutschland. Es geht darum, die Boote für die Jugend- und U23-Weltmeisterschaften zu besetzen - und das ist eine aufwändige Prozedur. Nach Berlin fuhr Viedt mit Annika Held, die ihren 18. Geburtstag auf dem Ruder-Ergometer feierte.

"Das war schon bitter", meint der Trainer. Zumal sie knapp den Sprung in den deutschen Achter verpasst hat, jetzt aber immerhin als Ersatzfrau mit zur Jugend-WM nach Banyoles darf - mit berechtigten Hoffnungen in fünf Wochen am Ende doch im Boot zu sitzen. Einen Achter zu besetzen ist etwas anderes als eine Fußball-Auswahl zu nominieren. "Bei uns geht es streng mathematisch zu. Vor allem bei den Jugendlichen", erklärt Viedt. Ein Drittel zählen die Ergebnisse der letzten beiden Rennen. Dann kommt der knüppelharte Ergometer-Test dazu. Drei Minuten rudern, 30 Sekunden Pause, dann werden 50 Watt mehr draufgepackt, wieder drei Minuten, und so weiter. "In jeder Pause wird der Laktatwert gemessen. Wenn man nicht mehr kann, bricht der Computer ab. Wer am weitesten kommt, bekommt die meisten Punkte", sagt Viedt.

Diesen Test musste Annika Held in Berlin bestehen. Für das letzte Drittel der Wertung geht es aufs Wasser - verkabelt und vernetzt. Eine 50 000 Euro teure Technik an Bord misst alle möglichen Kräfte. "Die Auswertung ist eine hochkomplizierte Angelegenheit, aber mathematisch astrein. Und am Ende haben wir ein faires Ergebnis", ist sich Viedt sicher. Für Annika Held bedeutet dies: Vorerst ist sie wegen einem Punkt am Platz im Achter vorbeigerudert. Während des Trainingslagers hofft sie auf das subjektive Element: die Einschätzung des Bundestrainers. "Wenn er sieht, dass das Boot in anderer Besetzung besser läuft, wird er entsprechend reagieren", vertraut Viedt aufs Kollegenurteil.

Urs Käufer hat es auf dem anderen Weg geschafft. Mit dem Würzburger Florian Schercher wurde er U23-Meister im Zweier und qualifizierte sich damit direkt für die WM. Damit das klappt, wurden die in den vergangenen Jahren erfolgreichen Duos gesprengt: Raimund Hörmann stieg bei Daniel Held ein, Käufer fuhr mit Schercher. Der Vierer, der beim Donau-Cup als Schnellster über die 250 Meter sauste, wurde aufgelöst. "Rudern ist eine Individualsportart, die in Mannschaftsbooten betrieben wird. Wenn man als Regionalgruppe dagegen rudert, geht das bis zu einem bestimmten Punkt, aber dann ist Schluss", erklärt Viedt. Deshalb die Entscheidung, die Stärksten in einen Zweier zu packen und so zur U23-WM zu kommen - und das waren in dieser Saison Käufer/Schercher. Hörmann durfte zwar zur Achter-Selektion, schaffte den Sprung jedoch nicht. Der Wechsel ist aber nur vorläufig. Denn der Weg zu Olympia in Peking 2008 führt für Käufer/Hörmann über Dortmund.

Nach geschafftem Abitur gehen die 19-Jährigen zur Bundeswehr und trainieren künftig am Bundesleistungszentrum. "Es ist bestimmt nicht von Nachteil, wenn man im Hof des Bundestrainers sitzt. Nach Olympia wird es Lücken geben, in die sie springen können", sagt Viedt. Probleme hat der Trainer nicht damit, seine Athleten in andere Hände zu geben: "Das ist das Optimale, was ich als Vereinstrainer tun kann. Außerdem starten sie weiter für Ulm." Held/Schercher bleiben Viedt erhalten. Sie wollen "von der Insel Ulm" nach China springen. Der Donaucup war für die Arrivierten der heimischen Ruderern eher Zeitvertreib. Zum Abschluss Hörmann junior mit Hörmann senior in den Zweier. Mit durchschlagendem Erfolg: Die beiden brachten die 500 Meter in 1:34,72 Minuten hinter sich, und schlugen damit Daniel Held, der mit Hansjörg Käufer ruderte. Sohnemann Urs blieb lieber auf dem Trockenen.

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