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Ein Ruderer aus Berlin - Hans Duderstedt erhält 35. Deutsches Sportabzeichen

von MICHAEL MAYER

Statt auf der Spree wird jetzt auf der Donau gerudert

Mit 21 Jahren entdeckte der Wiblinger Hans Duderstedt seine Leidenschaft für den Sport: Im Jahre 1948 trat er in einen Berliner Ruderverein ein. Die Freude am Sport ist dem heute 74-jährigen in all den Jahren geblieben. Jetzt erhielt er sein 35. Deutsches Sportabzeichen.

Eigentlich ist der Wiblinger Hans Duderstedt ein Berliner mit ganzem Herzen. Es war nicht einfach für ihn, als er 1957 die Stadt an der Spree aus beruflichen Gründen verlassen und an die Donau ziehen musste. Das Unternehmen, in dem er beschäftigt war, hatte einen Firmenteil nach Ulm verlagert. Duderstedt, von Beruf Konstruktionsingenieur, musste mitziehen. Mit ihm kamen weitere 500 Mitarbeiter von Berlin nach Ulm: Der Umzug der Großstädter nach Berlin sei ein kultureller und wirtschaftlicher Aufschwung für Ulm gewesen, erinnert sich Duderstedt: "Das war ein Riesending für die Schwaben.''

Flucht nach West-Berlin

Den Sport entdeckte Duderstedt spät, aber dann mit einer Leidenschaft, die bis in das Alter reichen sollte: 1948 ist er in einen Ostberliner Ruderclub eingetreten. Sieben Jahre später floh er mit der S-Bahn nach West-Berlin, wo er seine Frau heiratete, die ihn auf der Flucht begleitet hatte. Als er 1957 nach Ulm kam, gab er das Rudern auf und fing an, Tischtennis zu spielen. Der Grund lag in der Umgebung: "Wenn man als Berliner nach Ulm kommt und nur die Donau sieht, ist man erst mal schockiert''. Was ihm bis heute fehlt, sind die Seen, die es in Berlin und rings um die Stadt gibt. Für Ruderer ein ideales Übungsgelände. Ohnehin ist die Sehnsucht nach der alten Heimat in all den Jahren geblieben: "Aber jetzt gehe ich nicht mehr zurück'', sagt er: "Ich beschließe mein Leben in Ulm.''

Nach 13 Jahren Tischtennis trat Duderstedt 1970 wieder einem Ruderclub bei; dieses Mal dem Ulmer: "Wenn einer mal gerudert hat, dann befällt einen die Leidenschaft und lässt ihn nicht mehr los'', sagt er: "Einmal gerudert, immer gerudert.'' Heute noch rudert Duderstedt einmal in der Woche zehn Kilometer auf der Donau. Vor Jahren habe es eine richtige Ruderclique in seinem Alter gegeben. Die älteren Kollegen fielen allerdings nach und nach aus, sagt er. Jetzt rudert Duderstedt alleine.

Mit 39 Jahren hat Hans Duderstedt sein erstes Sportabzeichen gemacht: "Das erste war das Schwerste'', erinnert er sich. In fünf Disziplinen muss der Teilnehmer sein sportliches Können unter Beweis stellen: Kugelstoßen, 100 Meter-Lauf, 3000 Meter-Lauf, Weit-oder Hochsprung und Schwimmen. Seit zwei Jahren läuft er keine 3000 Meter mehr. Für ältere Teilnehmer gibt es die Möglichkeit, eine alternative Sportart zu wählen. Duderstedt entschied sich für Fahrradfahren. Statt 3000 Meter zu Fuß sind jetzt 20 Kilometer auf Rad zurückzulegen.

Duderstedt ist gut vorbereitet auf die jährlich stattfindenden Prüfungen: Im Sommer rudert er jede Woche einmal und geht zweimal zum Tennisspielen; im Winter treibt er einmal in der Woche in der Halle Gymanstik und spielt einmal Tennis. Auch das Geistige kommt bei ihm nicht zu kurz: Der ehemalige Ingenieur beschäftigt sich mit Astronmie und wissenschaftlicher Literatur: "Langweilig wird es mir nie'', sagt er. Jetzt ist Hans Duderstedt vom Vorsitzenden des Sportvereins Thalfingen sein 35. Deutsches Sportabzeichen verliehen worden. Der Thalfinger Verein hat in diesem Jahr die Verleihung der sportabzeichen übernommen. Eine seltene Ehrung, mit viel Applaus.

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