Europameisterschaft in Brandenburg/Havel - Gold und Silber für Ulmer Ruderer
Optimaler Lauf aus Ulmer Sicht bei der EM auf dem Beetzsee in Brandenburg. Der Deutschlandachter mit Maximilian Reinelt verteidigt seinen Titel erfolgreich und der Zweier-ohne mit Kerstin Hartmann und Partnerin Kathrin Marchand (Leverkusen) gewinnt Silber.
Da hatten sie alle Hände voll zu tun, die Finalteilnehmer bei der EM auf dem Beetzsee. Ein starker Ostwind türmte hohen Wellen auf, die den Booten von der Backbord-Seite her sehr zu schaffen machen. Seitenwind bedeutet im Rudern, Steuerschwierigkeiten, es bedeutet ein ständiges Auf und Ab zwischen den Wellen. So fällt es schwer den Rhythmus zu halten. Wer technisch patzte sah sich da schnell im Nachteil.
Es war der 31.Mai 2015 als die Deutschen ihre Erzrivalen von der Insel zum letzten Mal besiegten. Reinelt und Co. holten seinerzeit Gold bei der EM in Poznan. Die folgenden vier Auseinandersetzungen, zuletzt das WM-Finale in Frankreich, entschieden alle die Briten, wenn auch knapp, zu ihren Gunsten. Jetzt, im Zielauslauf des Beetzsees hingen die Männer des deutschen Achters erschöpft über ihren Riemen. Gerade hatten sie ein ziemlich kurioses Rennen hingelegt. Von der letzten Position, die sie nach 500m belegten, kämpften sie sich in einer sehenswerten Wasserschlacht Schlag für Schlag an die Spitze des Feldes rangen auf den letzten Metern sogar die lange führenden Russen nieder. Die Briten, von vielen auf Gold gehandelt, ruderten eine Länge hinter den Deutschen zu Bronze. „Wir sind schwer ins Rennen gekommen, jeder hat mal gepatzt, auch ich habe einen Krebs gefangen“, erklärte Reinelt nach dem Rennen. „Im weiteren Verlauf haben wir immer besser unseren gemeinsamen Druckpunkt gefunden, und ab da ging unsere Kiste richtig gut ab.“ Zu sehen war das an der Teilzeit der letzten 500m. Reinelt und Co benötigten dafür 1:26.79 die zweitplatzierten Russen 1:29,22. Im Achter, besonders auf diesem hohen Niveau, eine Welt. Mit Blick auf die letzten Niederlangen gegen die Briten war dieser Erfolg für „unsere Moral unglaublich wichtig“.
Schon im Vorfeld gab es kaum einen Zweifel, dass Gold im Zweier-ohne an die Britinnen Helen Glover und Heather Stanning gehen wurde. Einmal mehr zeigten die amtierenden Weltmeisterinnen auf dem Beetzsee ihre Extraklasse. Doch was Kerstin Hartmann und Kathrin Marchand dahinter aufs Wasser zauberten war ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Mit einer technisch sehr sauberen Fahrt bissen sie sich lange an den Britinnen fest. Als Letztere ihren Vorsprung allmählich ausbauten, wurde den Deutschen immer bewusster, dass Silber in greifbarere Nähe liegt. Hartmann und Marchand nutzten ihre Chance flogen sauber über die Wellen und sicherten so zwei Längen vor Rumänien die Silbermedaille. „Das war heute unser Wetter“, freute sich die Ulmerin nach dem Rennen. „Wir haben sehr darauf geachtet nicht zu oft an die Wellen zu knallen. Das war der Schlüssel fürs Podest“. In der Tat: ihre Konkurrentinnen kamen da wesentlich schlechter zurecht. Nach 2013 in Sevilla und 2010 in Portugal war dies das zweite EM-Silber für Kerstin Hartmann. Bronze ging an Rumänien.
Eine Stimme von Steuermann Martin Sauer:
Es war unglaublich heute. Anfangs ist ständig einer der Jungs mit seinem Blatt hängen geblieben oder an eine Welle geknallt. Aber wir haben zurück ins Rennen gefunden. Taktisch war heute nichts zu machen. Alles ging über Kampf.
(c) 2016 Fotos Hansjörg Käufer
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